Trotz der Unsicherheiten der letzten Jahre bleibt das Geschäft mit Übernahmen ein wichtiger Bestandteil der Pharmabranche. Selbst nach einer jahrelangen Flaute suchen große Pharmaunternehmen weiterhin nach Möglichkeiten, um ihre Pipeline mit neuen Medikamenten zu füllen und wettbewerbsfähig zu bleiben. Angesichts drohender Zölle, restriktiver Preispolitik und zahlreicher Patentabläufe in den kommenden Jahren setzen die Unternehmen auf strategische Übernahmen, um ihre Zukunft zu sichern. In den Halbjahresberichten der größten Pharmakonzerne werden die Pläne für weitere Geschäfte deutlich. ‘Wir haben noch viel zu tun in der Geschäftsentwicklung. Das ist klar: Wir hören nicht auf’, betont Rob Davis, CEO von Merck & Co. Für Merck steht 2028 der Patentablauf des Krebsmedikaments Keytruda bevor, das 2024 die Hälfte der Umsätze ausmachte. Davis verweist jedoch auf eine starke Pipeline mit neuen Produkten wie Winrevair und Capvaxive, die besser als erwartet performen. Zudem plant Merck weitere Übernahmen, nachdem bereits in diesem Jahr Verona Pharma für 10 Milliarden Dollar übernommen wurde. ‘Wir wollen den Umsatzrückgang minimieren und schnell wieder wachsen’, so Davis. AbbVie hat bereits den Patentablauf von Humira hinter sich und setzt auf neue Blockbuster wie Skyrizi und Rinvoq. CEO Rob Michael betont, dass das Unternehmen in frühere Entwicklungsprogramme investiert, um das Wachstum für die kommenden Jahrzehnte zu sichern. Gerüchten zufolge plant AbbVie die Übernahme des Psychedelika-Herstellers Gilgamesh Pharmaceuticals für etwa 1 Milliarde Dollar. Zudem arbeitet AbbVie an Partnerschaften, etwa mit ADARx Pharmaceuticals zur Entwicklung von siRNA-Therapeutika. Bristol Myers Squibb kooperiert mit BioNTech an einem Krebsimpfstoff, der nach Einschätzung von CCO Adam Lenkowski die Krebsbehandlung revolutionieren könnte. CEO Chris Boerner betont, dass das Unternehmen finanziell gut aufgestellt ist, um weitere Geschäfte zu tätigen. Regeneron setzt eher auf interne Innovationen als auf Übernahmen. CEO Leonard Schleifer sieht traditionelle M&A als riskant an und verweist auf die starke interne Pipeline, insbesondere im Bereich mRNA. Moderna konzentriert sich ebenfalls auf eigene Entwicklungen und plant keine großen Übernahmen. CEO Stéphane Bancel betont, dass das Unternehmen lieber Partnerschaften eingeht, etwa mit Merck. Trotz der Entlassungen von 10 % der Belegschaft bleibt Moderna optimistisch, seine Pipeline mit neuen Impfstoffen und Krebsmedikamenten zu füllen.