Die Food and Drug Administration (FDA) hat eine teilweise klinische Sperre für einen Antikörper-Wirkstoff-Konjugat von Merck & Co. und Daiichi Sankyo verhängt. Grund dafür sind unerwartet viele Todesfälle in einer fortgeschrittenen klinischen Studie. Daiichi hat die Studie, genannt IDeate-Lung02, freiwillig pausiert, nachdem es zu mehr als erwarteten schweren Lungenentzündungen kam, wie ein Sprecher von Merck und Daiichi gegenüber BioPharma Dive mitteilte. Daraufhin setzte die FDA die Studie im Oktober vorübergehend aus. Die genaue Anzahl der Todesfälle wurde nicht genannt. Während der Pause werden Daiichi, die FDA und ein unabhängiges Komitee die Sicherheitsdaten überprüfen und über weitere Maßnahmen entscheiden. Bereits eingeschriebene Studienteilnehmer können die Behandlung fortsetzen, aber es werden keine neuen Teilnehmer aufgenommen. Der Wirkstoff, Ifinatamab Deruxtecan (I-DXd), ist einer von drei Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten, die Merck 2023 durch eine Lizenzvereinbarung mit Daiichi erhalten hat. Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) zielen gezielt auf Krebszellen ab und schonen dabei das gesunde Gewebe. Obwohl es sie schon seit Jahrzehnten gibt, sind sie erst in letzter Zeit für Pharmahersteller zu einem wichtigen Asset geworden. AstraZeneca und Daiichi hatten beispielsweise Erfolg mit ihren Medikamenten Enhertu und Datroway, die zur Behandlung mehrerer Krebsarten zugelassen sind. Allerdings ist eine Lungenentzündung eine bekannte Nebenwirkung von Daiichis Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten und wird in den Beipackzetteln von Datroway und Enhertu aufgeführt. Die Phase-3-Studie mit I-DXd umfasste über 500 Teilnehmer mit kleinzelligem Lungenkrebs, die entweder mit dem Wirkstoff behandelt wurden oder zufällig eine Chemotherapie mit Topotecan, Lurbinectedin oder Amrubicin erhielten. Die Erwartungen an den Wirkstoff stiegen nach den Phase-2-Ergebnissen, die vielversprechende Ansprechraten bei Patienten mit vorbehandeltem, fortgeschrittenem kleinzelligem Lungenkrebs zeigten. Die FDA hatte I-DXd aufgrund dieser Ergebnisse als Durchbruchstherapie eingestuft. Der Sprecher sagte, die Unternehmen seien in Gesprächen mit globalen Aufsichtsbehörden über die neuesten Studiendaten, kommentierte aber nicht weiter zur Regulierungsstrategie. Die klinische Sperre ist ein weiterer Rückschlag für das ADC-Programm von Merck. Früher in diesem Jahr zog das Unternehmen seinen Zulassungsantrag für eine Therapie namens Patritumab Deruxtecan zurück, nachdem sich gezeigt hatte, dass sie das Überleben von Patienten mit einer bestimmten Art von nicht-kleinzelligem Lungenkrebs und Mutationen im ‘EGFR’-Gen nicht verlängerte. Die FDA hatte Patritumab Deruxtecan bereits letztes Jahr aufgrund von Problemen mit der Herstellung durch Dritte abgelehnt. Der Sprecher betonte, dass die klinische Sperre andere Studien mit I-DXd nicht betrifft. Merck und Daiichi bewerten derzeit die Auswirkungen der Sperre auf den Zeitplan der Studienergebnisse, die voraussichtlich 2027 vorliegen werden.



